Spielbericht
3. Spieltag der Saison 2010/2011
1. FSV Mainz 05
-
1.
FC Kaiserslautern
2:1 (0:1)
von AstraNick[FI]
Mainz bedeppt Lautern – Mauer- und Kontertaktik ging gegen
spielerisch starke Mainzer nicht auf
Sonntag, 12.09.2010 – it’s Derbytime. Derbytime? Ja, dieser Begriff
wird gerne verwendet, wenn Vereine in naher Umgebung gegeneinander
antreten. Jedoch ist ein Derby nicht gleich Derby – Ost-Wiesbaden
gegen das Herz der Pfalz oder aus traditioneller Sicht
„Möchtegern-Traditionsverein gegen geballte Tradition“ wären für das
Spiel des FCK am Mainzer Bruchweg die besseren Slogans gewesen. Sei
es drum – die Liga hat ein packendes Duell zwischen Mainz und
Kaiserslautern wieder, seit Tagen wurde die Stimmung in diversen
Internetforen zusätzlich angeheizt.
Der FCK musste im Spiel eins nach dem unglaublichen Sieg über den FC
Bayern eine kurze Reise antreten und dabei den Gelb-Rot-gesperrten
Ivo Ilicevic ersetzen. Verletzungsbedingt pausieren mussten
weiterhin Jan Moravek und der sich in einem Formtief befindende Ilan
Micanski.
Um
den Platz von Ilicevic kämpften unter der Woche Steven Rivic und der
Ex-Mainzer Chadli Amri. Im Sturm wurde ebenfalls ein
Kopf-an-Kopf-Rennen von Ösi-Bomber „Jimmy“ Hoffer und Adam Nemec
angekündigt. Die Sieger dieser Duelle waren Rivic und Hoffer,
sichtlich geknickt nahm der auf einen Einsatz brennende Amri auf der
Bank ebenso wie Nemec Platz. Auf Mainzer Seite gab es nur eine
Änderung: Bungert spielte für Svensson. Die beim VFL Wolfsburg groß
auftrumpfenden Akteure Szalai und Schürrle mussten das Spiel als
Reservisten angehen.
Das Spiel begann bei bestem Fußballwetter, Sonnenschein,
Temperaturen etwas über 20° und startete vor einem ausverkauften
Haus – wen wundert’s. Gleich von Beginn an agierte der FCK sehr
körperbetont und hochkonzentriert. Dies führte dazu, dass sich die
als Favorit ins Spiel gehenden Mainzer kaum entfalten konnten.
Mittelfeldstratege Holtby auf Mainzer Seite fand überhaupt nicht ins
Spiel, Nervosität und Einfallslosigkeit prägten die ersten 15
Minuten der 05er. Torraumszenen waren Mangelware, da beide
Abwehrreihen stabil standen. Der FCK versuchte das Spiel, bedingt
durch die sich immer häufiger einschleichenden Fehler auf Seiten der
Gastgeber an sich zu reißen, kam dabei nicht zwingend vor das Tor.
Die erste dicke Chance hatten dennoch die Mainzer als ein Freistoß
vom Österreicher Schulz den rechten Pfosten des Tores von FCK-Keeper
Sippel touchierte. Doch von diesem „Hallo-Wach“-Effekt zeigte sich
der FCK unbeeindruckt. Langer Abschlag von Sippel, Hoffer
verlängerte mit der Schulter gekonnt zu Srdjan Lakic, welcher
eiskalt zum 1:0 für den FCK in der 20. Spielminute einnetzte. Großer
Jubel in den Reihen des FCK auf dem Platz und auf den Tribünen. „Wir
holen den DE-EF-BE-Pokal…und wir werden Deutscher Meister…“ hallte
es durchs Stadion am Bruchweg. Träumen soll erlaubt sein!
Doch alleine vom Träumen werden keine Siege auf dem Platz errungen,
denn fortan versuchte der FCK in der aus den ersten Spielen
bekannten Manier das Ergebnis zu verwalten: Mauer- und Kontertaktik
mit stark körperbetontem Spiel war die Devise. Zwangsläufig führte
dies zu einer deutlichen Plusquote an Ballbesitz für die heimischen
Mainzer, lediglich in Sachen „Gelbe Karten“ bauten die Lautrer ihren
Vorsprung aus. Völlig überzogen so manche Aktion, begünstigt durch
einen knallhart durchgreifenden Schiedsrichter Kienhöfer. So
schwächten sich die Pfälzer selbst durch Verwarnungen gegen Tiffert,
Rivic und Rodnei zu einer relativ frühen Phase des Spiels.
Spielerisch verflachte das Spiel mit Fortdauer mehr und mehr.
Torraumszenen waren Mangelware – Fehlpässe, Freistöße, Ermahnungen
prägten das Match bis zum Ende der ersten Hälfte. Fazit aus Sicht
des FCK: 1:0-Führung, 3 gelbe Karten, kämpferischer Einsatz OK,
spielerisch kaum bis keine Akzente – Vorsicht war geboten, denn die
zweite Hälfte war in der kurzen Saison bisher die Hälfte der
Mainzer.
05er-Trainer Tuchel wechselte zu Beginn des zweiten Durchgangs
doppelt: Heller für Zabavnik, Schürrle für Allagui. Gerade Schürrle
sollte allen FCK-Akteuren ein Warnsignal gewesen sein, denn durch
ihn konnte am vergangenen Spieltag ein 0:3 in Wolfsburg zu einem 4:3
gedreht werden. Scheinbar hatte nicht jeder Lautrer seinen Namen auf
dem Zettel, wie sich später zeigen sollte. Von nun an agierten die
Mainzer zielstrebiger und konsequenter, der Wille zum Ausgleich und
sogar dem Sieg im Spiel gegen den Rivalen aus Kaiserslautern war
deutlich erkennbar. Auf Lautrer Seite hingegen das bekannte Schema:
Ergebnisverwaltung und Stoßkonter – in der Hoffnung das 2:0 erzielen
zu können. Zwischen der 53. und 63. Spielminute rollte die erste
Sturm- und Drangphase aufs Tor von Tobias Sippel, jedoch gekonnt und
mit kämpferischem Einsatz konnte der Ausgleich verhindert werden,
wobei die Torversuche der Mainzer nicht wirklich gefährlich waren.
Der FCK kassierte die gelben Karten Nummer 4 und 5 für Amedick und
Jessen – äußerste Vorsicht in den Zweikämpfen war angesagt. Diese
Zurückhaltung wurde immer deutlicher, die Mainzer dominierten das
Spiel, kamen immer näher an den Strafraum der Lautrer heran. Der mit
Gelb vorbelastete Rivic musste in der 58. Minute Chadli Amri weichen
– offensive Entlastung erhoffte sich Trainer Kurz durch den
Ex-Mainzer. Dennoch lag der Ausgleichstreffer weiter in der Luft –
verdient wäre er zu diesem Zeitpunkt allemal gewesen, denn vom FCK
war Offensiv weiterhin kaum etwas zu sehen. Doch urplötzlich ein
Konter – Lakic schlenzte einen Schuss haarscharf am linken Pfosten
des Mainzer Tores vorbei. Das 2:0 für den FCK wäre eine kleine
Vorentscheidung gewesen, aber die Signale aus Wolfsburg sollten bei
den Pfälzern angekommen sein, oder etwa nicht? In der 68.
Spielminute durfte Nemec für den auch am heutigen Tag quirligen
Hoffer ran.
In der 71. Minute fiel dann der Ausgleich durch Bungert. Der völlig
desorientiert wirkende Amri hob nach einem feinen Pass des sonst
eher unauffälligen Holtby die Abseitsfalle auf, wodurch urplötzlich
drei Akteure der 05er frei vor dem Tor von Sippel auftauchten und
diesem keine Chancen ließen. Verdienter Ausgleich – wobei allen klar
gewesen sein sollte, dass es nicht dabei bleiben würde, wenn
Einstellung und Ausrichtung des Spieles sich nicht ändern würden.
In der 73. Spielminute dann mit einem abgefälschten Schuss das 2:1
für die Rheinhessen: Schürrle zog aus gut 18 Metern ab, Dick bekommt
die Fußspitze dazwischen und fälscht den Ball unhaltbar ab. Aus
Sicht des FCK deutete alles auf eine Niederlage hin – und dies beim
Rivalen aus Mainz. Fürs EGO eines jeden Fans des Pfälzer
Traditionsvereines schlecht, sportlich gesehen mittlerweile mehr als
verdient. Zu lasch die Einstellung der Lautrer, die korrekte
Körpersprache, Kampfgeist und Laufbereitschaft waren ab sofort nur
noch selten vorhanden. Die Mainzer spielten den Vorsprung routiniert
nach Hause und feierten am Ende einen verdienten dritten Sieg im
dritten Saisonspiel.
Für den FCK stellt die Niederlage am Bruchweg einen ersten kleinen
Dämpfer dar. Kampf und Leidenschaft alleine sorgen nicht an jedem
Spieltag für einen Punktgewinn. Spielerisch boten die Akteure von
Trainer Kurz über weite Strecken ein schwaches Spiel. Was in Köln
noch reichte, gegen Bayern zusammen mit Glück den Sieg bedeutete,
zeigte im Spiel gegen Mainz noch deutlicher: bis zum 34. Spieltag
müssen noch 34 Punkte eingespielt werden. Mit Zusammenhalt nach
Niederlagen wie der heutigen, ist vieles möglich. Leidenschaft und
Kampf können Gegner verzweifeln und Federn lassen, um einen Rivalen
aber spielerisch an die Grenzen zu bringen, braucht es viel mehr als
diese Tugenden. Es wartet viel Arbeit auf den Trainerstab des FCK,
damit auch dieser wunde Punkt im Spiel der Roten Teufel
schnellstmöglich verbessert wird. Nicht in jedem Spiel können wir so
viel Glück haben, wie gegen Bayern. Gegen Mainz wurde deutlich, dass
die erste Liga kein Selbstläufer ist. Es wartet nun die TSG aus
Hoppenheim am nächsten Spieltag auf die unerfahrene Truppe von Marco
Kurz & Co. Der Betzenberg wird voll sein, eventuell gar ausverkauft,
lasst uns gemeinsam die Roten Teufel zu einem Unentschieden oder
Sieg schreien. Gerade in diesem Spiel wird der Zusammenhalt und mehr
als 100% Einsatz wichtig sein, denn spielerisch können wir auch dann
mit Sicherheit nicht mithalten!
Autor: AstraNick[FI]
Datum: 13.09.2010 |